Liebe Tierfreunde,
ich wende mich mit diesen Zeilen an Sie alle, um ein besseres Verständnis zu erreichen – Verständnis für ein Herzensprojekt, dessen Dringlichkeit und ernste Bedeutung mir erst im Laufe der Jahre immer bewusster geworden ist. Wir, als engagierte Tierschützer, haben einen „grenzenlosen“ Tierschutzverein gegründet, der sich um Streuner sowie um gequälte, misshandelte und ausgesetzte Tiere kümmert.
Sofort wird der eine oder andere von Ihnen denken, dass es doch längst unzählige Tierschutzvereine gibt und darüber hinaus die Tierheime in Deutschland überfüllt sind. Das allerdings sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Schlimm genug, dass auch hierzulande Tiere einfach entsorgt und abgegeben werden – immerhin gibt es in unseren Tierheimen zahlreiche Pfleger, Tierärzte und freiwillige Helfer vor Ort, die sich trotz allen Elends liebevoll um die Tiere kümmern.
In Deutschland haben Tiere zum Glück eine Lobby. Presse und teils auch das Fernsehen weisen auf die Tierheime hin und sorgen dafür, dass die vierbeinigen Bewohner nicht ganz vergessen werden. Hungern muss dort zum Glück keines der Tiere.
Ganz anders geht es den unzähligen Streunern, die nahezu unsichtbar und von der Welt vergessen ein meist unglaublich erbärmliches Dasein fristen.
Ich selbst hätte lange nicht für möglich gehalten, zu welchem Verhalten wir Menschen gegenüber unschuldigen Tieren in der Lage sind.
Mit diesen Zeilen möchte ich kein Mitleid erheischen, sondern lediglich auf die unwürdigen Lebensumstände aufmerksam machen. Durch persönliche Erlebnisse und Zufälle habe ich den Shelter in Oropos-Avlís nahe Athen kennengelernt. Zwei wunderbare Frauen leiten diese Auffangstation und geben ihr Leben für die misshandelten Tiere. Tief beeindruckt von ihrem Engagement und ihrer Warmherzigkeit ist schnell eine tiefe Freundschaft und großes Vertrauen entstanden.
Natürlich ist das höchste Ziel, im besten Fall geeignete Tiere in neue Familien zu vermitteln, die das wunderbare und treue Wesen „Hund“ zu schätzen wissen. Durch die Gründung unseres Vereins
Pfotenfreunde Malakasa-Oropos e.V.
ist es möglich, ohne jeden bürokratischen Zwischenschritt unmittelbar zu helfen.
Im Moment müssen 35 verletzte Seelen gefüttert sowie mit Zeckenmitteln, Medikamenten und Pflege versorgt werden. Es müssen u. a. ständig Gehege instand gehalten, Dächer repariert und Sonnenschutz erneuert werden. Die erfahrenen Frauen vor Ort bekommen keinen Cent für ihre Arbeit.
So ein Aufwand nur für ein paar herrenlose Hunde? Nicht einmal aus einer reinrassigen Zucht?
Genau das sind die unersetzlichen Tiere, die gut genug sind, um für uns Menschen ihr Leben einzusetzen. Ohne mit der Wimper zu zucken, schicken wir sie in Erdbebengebiete, um nach Überlebenden zu suchen, lassen sie Minen aufspüren oder Sprengstoff erschnüffeln, damit wir Menschen z. B. in Fußballstadien ungestört unserem Vergnügen nachgehen können. Sie müssen aushalten, in den gefährlichsten Krawallen an der Seite der Polizei zu stehen, und tragen dazu bei, Drogen zu finden – unter Einsatz ihres eigenen Lebens im Dienste des Menschen.
Aber sind sie dann alt, gesundheitlich eingeschränkt oder einfach nur lästig, haben wir Menschen keine Skrupel, diese Tiere auszusetzen – oder im schlimmsten Fall zu quälen.
Welpen, die aus fahrenden Autos geworfen werden, ein Hund, der aus Spaß mit Säure übergossen wird, oder ein Wachhund, der, weil er nicht aggressiv genug ist, mit Stangen geschlagen wird, bis er sich endlich halb tot davonschleppt –
keine Schauermärchen, bittere Realität!
Es ist so unglaublich beschämend, wozu Menschen fähig sind. Und genau da wollen wir wenigstens ein bisschen helfen. Auch wenn es nur ein Tropfen im Meer der Erbarmungslosigkeit ist.
Zum Glück durfte ich schon viele Male erleben, wie ein geschundenes, schwer verletztes Tier aufblüht, wenn es Pflege, medizinische Hilfe und Zuneigung erfährt.
DIESES GLÜCKSGEFÜHL IST JEDEN EINSATZ WERT!
Doch der Verein will nicht nur heilen, trösten und im Idealfall eine Adoption ermöglichen. Wir wollen ebenso dafür sorgen, dass so viele Tiere wie möglich kastriert werden, damit das Elend der Tiere nicht noch größer wird.
Wir sind keine Idealisten – wir sind Realisten. In Wahrheit ist die Situation noch viel schlimmer und gnadenloser, noch viel dringlicher!
Tierschutz und Tierliebe sollten keine Grenzen kennen. Wir legen doch alle so viel Wert auf Vielfalt, wir wollen doch so liberal sein – warum nicht auch bei Tieren?
Nun noch ein Wort zum Schluss:
Nach vielen Jahren mit Hunden von Züchtern (die Kinder waren klein, man wollte schließlich wissen, was man bekommt…) haben wir zwei große, schwarze Hundemädchen aus genau diesem Shelter adoptiert. Beide Hündinnen hätten nicht überlebt, wären sie nicht aufgenommen worden. Eine als Winzling, ungeliebt und ungewollt, die andere als Zweijährige, ausgesetzt und im Stich gelassen. Wir haben sie einfach genommen – ohne zu wissen, wie lang der Stammbaum ist…
Wir bekamen zwei schwarze Goldstücke. Eine wertvoller als die andere. Keine von beiden würden wir je wieder hergeben. Um keinen Preis!
Unsere beiden hatten Glück – so wie auch wir mit ihnen. Doch so viele andere verborgene Schätze warten genauso auf ein liebevolles Zuhause!
Es sollte keinen Unterschied geben zwischen Rassehunden und sogenannten Streunern.
Richtig behandelt, bekommt man von ihnen eine Loyalität, Treue und Liebe zurück, die längst nicht mehr zu den häufigsten menschlichen Tugenden gehören…
Es gäbe noch so viel zu diesem Thema zu sagen. Gerne können Sie mich jederzeit ansprechen, wenn Sie mehr über unsere Arbeit und den Shelter in Griechenland wissen möchten.
Wie schon anfangs gesagt: ES IST EINE HERZENSANGELEGENHEIT!
Da wir unsere Arbeit und Hilfe ausschließlich aus Spenden finanzieren, zählt wirklich jeder Cent. Jede noch so kleine Zuwendung ist wichtig. Ideal wären auch Futterpatenschaften, denn es ist wahrlich nicht leicht, all die – meist ausgehungerten – Mägen zu füllen.
Von ganzem Herzen Dank für Ihre Unterstützung!
Heidi Hartmann